Frauen aufgepasst!

Michael Mary verrät, was Sie tun können damit Ihr Mann ihnen zuhört.

Kennen Sie das auch? Ihnen brennt etwas auf der Seele, dass Sie mir Ihrem Mann/Partner teilen möchten und er hört ihnen überhaupt nicht zu?  Welche Motive bei Männern hinter diesem Verhalten stecken und was wir Frauen tun können, damit wir wahrgenommen, gesehen und geschätzt werden, verrät Michael Mary in seinem neuen Buch: „Der Beziehungscode. Wie Sie Ihre Partnerschaft verbessern, ohne Ihren Mann zu ändern“.  Das Kapitel in dem es ums Zuhören und Zusehen geht, finden Sie hier exklusiv für Sie.

Männer, die nicht zuhören oder nicht sehen

Ohne ein gehöriges Interesse aneinander würden sich Partner wohl kaum näher kommen und schon gar nicht: sich lieben. Sich zu lieben geht über die rein persönliche Faszination hinaus, es führt zu einem Interesse an der inneren Welt des anderen. Dieses besondere Interesse macht eine Liebesbeziehung in vielfacher Hinsicht spannend und belebend. An der Sichtweise, den Erlebnissen, den Träumen und überhaupt am Leben des Partners in der für eine Paarbeziehung charakteristischen, intimen Art und Weise teilzuhaben, befreit den Einzelnen aus seiner isolierten, individuellen Welt. Und dass sich der andere für die eigenen Gedanken, Gefühle, Vergangenheit und Sehnsüchte interessiert, vermittelt diesem den in der Liebe unverzichtbaren Eindruck, wahrgenommen und gesehen und darüber hinaus geschätzt und vorbehaltlos angenommen zu werden. Wie entsteht der Eindruck? Er entsteht in einem wechselseitigen Prozess, in dem sich die Partner einander zeigen und einander bestätigen. Es geht um Offenbarung und Zuwendung. Einer äußert oder zeigt etwas, der andere nimmt es wahr und reagiert wohlwollend darauf. Solange Mann und Frau auf diese Weise miteinander kommunizieren, bewahren sie den Eindruck, nicht nur teilweise, sondern »ganz« geliebt zu sein. Ganz meint: mit allem Drum und Dran, mit den schönen Seiten und den Macken.

Wenn der Bezug verloren geht

Wenn nun eine Frau dauerhaft das Gefühl hat, ihr Mann höre ihr nicht zu oder würde sie nicht wahrnehmen, so wird sich die Kommunikation der beiden schon eine Weile auf eingefahrenen Gleisen
abspielen. Sie hat ein wichtiges Anliegen, etwas, das ihr am Herzen oder auf der Seele liegt, aber kommt bei ihm damit nicht an. Also unterstellt sie ihrem Partner Desinteresse und der wiederum weiß
nicht, wovon sie spricht. Das alles weist darauf hin, dass ein hinreichender Bezug beider Partner zueinander fehlt. Es fehlt an Offenbarung auf der einen und an Zuwendung auf der anderen Seite.
Ein offenkundiges Desinteresse an ihrer Person, und sei es auch nur vermutet, führt zu einer Verunsicherung bezüglich der emotionalen Bedeutung der Frau für ihren Mann. Wer aber nicht weiß, was er seinem Partner wert ist, für den büßt auch die gesamte Beziehung etwas von ihrer Bedeutung ein. Zumindest dann, wenn dieser unbefriedigende Eindruck über lange Zeit anhält oder sich auf Dauer auch noch verfestigt. Was eine Frau von ihren Äußerungen als nicht gehört empfi ndet oder was sie als nicht gesehen wähnt, das kommt in der Beziehung nicht angemessen unter. Ansonsten würde der Eindruck, von ihrem Mann übersehen und überhört zu werden, erst gar nicht entstehen.

Was steht beim Mann dahinter?

Wie kann ein Mann den Eindruck erwecken, sich nicht für die Innenwelt seiner Partnerin zu interessieren?

Er setzt Prioritäten
Ein verbreitetes Motiv, die Belange der Partnerin aus den Augen zu verlieren, besteht in der Überzeugung des Mannes, mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt zu sein und zwar mit etwas, das wichtiger ist als eine bestimmte emotionale Befindlichkeit der Partnerin. Gerade wenn sich ein Mann in der Beziehung sehr sicher fühlt, verliert er die emotionalen Belange seiner Frau leicht aus dem Auge. Womöglich meint er sogar, etwas Wichtiges für »sie beide« – also für die Beziehung – zu tun und räumt dem deshalb – und nicht etwa aus Egoismus – eine Priorität ein. So fehlen ihm die Zeit oder die Kraft oder die Bereitschaft , sich ihrer Gefühlswelt zuzuwenden.

Er wendet sich ab
Männer haben oft den Eindruck, dass ihre Partnerinnen sich in einer Beziehung immer emotional in den Vordergrund schieben. Das liegt nicht unbedingt an den Frauen selbst. Vielmehr entsteht im Gefühlsbereich des Paares ein Ungleichgewicht, weil sich der Mann grundsätzlich emotional zurückhält. Er tut dies aus der Erfahrung, dabei nicht gegen seine Partnerin anzukommen. Sie kann sich besser ausdrücken und ist oft vehementer in ihren Gefühlsäußerungen. Er fühlt sich davon überrollt, zieht sich überfordert zurück und wendet sich in der Folge von ihren inneren Belangen ab.

Er macht zu viel
Selbst wenn ein Mann die Bereitschaft besitzt, sich dem zuzuwenden, was von seiner Partnerin gehört oder gesehen werden will, kann er nicht unbedingt mit dem umgehen, was er schließlich erfährt. Statt einen Raum zur Mitteilung und Refl ektion anzubieten, verliert er sich in Vorschläge, was zu tun ist und was sie nun machen könnte. Durch seine Ratschläge ergreift er eine Art Flucht nach vorn, weg von ihren geäußerten Gefühlen. Er sieht dabei nicht, worum es seiner Partnerin geht: sich jemandem mitzuteilen, ihre Sorgen oder Hoffnungen zu äußern und dabei keine Ratschläge sondern schlicht Anteilnahme zu erhalten.

Typische Fehler der Partnerin

Sich mit etwas Wichtigem nicht wahrgenommen zu fühlen, schafft eine Desorientierung, die auf Dauer kaum auszuhalten ist. Was tut eine Frau dagegen, welche Fehler können dabei geschehen?

Sie verliert sich in Andeutungen
Nicht selten haben Frauen in längeren Beziehungen – das ist zumindest meine Erfahrung aus der Paarberatung – Schwierigkeiten, ihrem Partner gegenüber das auszudrücken, was ihnen auf der
Seele liegt. Sie sprechen es zwar an, aber oft auf eine vage und unkonkrete Art und Weise. Solche Andeutungen lauten »Nie hörst du mir zu« oder »Du siehst mich nicht« oder auch »Du verstehst mich
nicht«. Die meisten Männer werden in dem Fall nicht hellhörig sondern hören weg.

Sie stellt sich zurück
Wenn ihre Mitteilungsversuche nicht erfolgreich waren, bildet sich mit der Zeit eine Hemmung heraus, ein Th ema anzuschneiden, mit dem sie schon öfter nicht bei ihm landen konnte. Sie stellt ihren
Wunsch also zurück und hofft , zu einem anderen Zeitpunkt oder einer besseren Gelegenheit einen erneuten Versuch zu starten. Im Inneren brodelt das Thema weiter.

Sie gibt auf
Hält das Gefühl, nicht gesehen oder gehört zu werden dauerhaft an, gewinnt die Frau womöglich die Überzeugung, ihr Partner wollte etwas nicht wahrnehmen oder er könne es nicht. Sie gibt dann ihre
weiteren Mitteilungsversuche ihrem Mann gegenüber auf. Aber das Thema wühlt weiter in ihr. Da es ihr nicht gelingt, sich als die zu zeigen, die sie ist und sich so angenommen zu erleben, verliert die Beziehung an Wert.

Schlüssel und Schloss

Hat eine Frau den Eindruck, dass etwas ihr am Herzen Liegendes nicht gehört oder gesehen wird, so liegt das scheinbar an ihrem Gegenüber. Doch so einfach ist das nicht. Wird es nicht gehört, weil es nicht gesagt wird? Wird es nicht gesehen, weil es nicht gezeigt wird? Natürlich ist die Frau davon überzeugt, dass sie schon lange und immer wieder kommuniziert hat, worum es ihr geht.

Richtig kommunizieren

Allerdings reicht es für eine gelungene Kommunikation nicht aus, etwas zu sagen oder zu zeigen. Es kommt darauf an, es so auszudrücken, dass dieser Mann, mit dem Sie zusammen sind und der genau so und nicht anders gestrickt ist, Ihr Anliegen versteht. Eine Kommunikation besteht nicht aus dem einseitigen Akt des Aussprechens. Etwas zu sagen ist kein Gespräch, sondern lediglich eine Mitteilung. Eine Kommunikation wird erst dann daraus,

Kleine Anleitung zum besseren Umgang

Aus den hier gemachten Aussagen über die Kommunikation zwischen beiden Partnern ergibt sich der vielleicht hilfreichste Anhaltspunkt zum Umgang mit scheinbaren oder tatsächlichen Ignoranten. Kommunikation ist immer ein Vorgang hin- und herlaufender Feedbackschleifen. Für diesen Prozess sind einerseits Aussagen und Fragen, andererseits Korrekturen und Bestätigungen nötig. Dieses stetige Hin und Her läuft so lange, bis eine Kommunikations-Sequenz wirklich abgeschlossen ist. Das ist dann der Fall, wenn sich beim Gegenüber im Gespräch tatsächlich der Eindruck eingestellt hat, dass er versteht, was der andere meint.

Kommunizieren Sie sorgfältig

Sollten Sie sich von Ihrem Partner nicht gesehen und / oder gehört fühlen und dies ihm gegenüber ansprechen, dann haben Sie die Kommunikations-Sequenz über das betreffende Thema erst einmal eingeleitet. Mehr ist aber nicht geschehen. Sie sollten das Gespräch also fortführen, ähnlich wie im folgenden Beispiel:

Sie: (Aussage) »Deine verbalen Ausfälle machen mir mehr aus,
als du denkst.«
Er: »Weiß ich ja, tut mir leid.«
Sie: (Frage) »Was weißt du?«
Er: »Dass es nicht okay ist, dich so anzuschnauzen.«
Sie: (Korrektur) »Das ist nicht, was ich meine.«
Er: »Ich werde es nicht mehr tun.«

Wenn Sie sich an diesem Punkt mit der Kommunikation abfinden, so werden Sie Ihr Anliegen nicht gehört fühlen. Der Mann weicht hier aus, und Sie selbst haben nur vage Andeutungen dessen gemacht, was Sie gehört haben wollen. Die Kommunikationssequenz sollte deshalb weitergehen.

Sie: (Aussage) »Ich habe nicht den Eindruck, dass du hörst, was
ich dir sagen will.«
Er: »Doch, ich höre, dass es dir etwas ausmacht.«
Sie: (Frage) »Weißt du denn, was es mir ausmacht?«
Er: »Ich kann es mir denken. Es tut dir weh.«
Sie: (Korrektur) »Das natürlich, aber es macht mir noch mehr
aus.«
Er: »Was denn?«
Sie: (Aussage) »Ich denke daran, mich von dir zu trennen.«
Er: »Das meinst du doch nicht ernst.«
Sie: (Frage) »Hast du das verstanden? Ich erwäge diesen
Gedanken ernstlich.«
Er: »Wirklich? Das wusste ich nicht.«

Erst jetzt ist ein Punkt erreicht, wo Sie sich gehört fühlen können, weil Sie nicht nur Andeutungen gemacht, sondern auch konkret Männer, die nicht zuhören oder nichts sehen ausgedrückt haben, was Sie bewegt und weil Sie dafür gesorgt haben, dass dies von Ihrem Partner verstanden wurde.

Drücken Sie sich klar aus

Um eine sorgfältige Kommunikation zu führen, sollten Sie sich darüber klar sein, was genau dasjenige ist, das Ihr Partner hören soll. Dabei kann die Reflektion folgender Fragen hilfreich sein:

  • Was fällt mir schwer, ihm gegenüber auszusprechen?
  • Was verbiete ich mir vielleicht sogar zu sagen?
  • Wie soll er hören, was ich nicht deutlich sage?
  • Was meine ich mit dem, was ich sage? Oder anders herum: Sage ich das, was ich meine?

Zeigen Sie deutlich, worum es geht

Das Gleiche gilt für dasjenige, was Ihr Partner sehen soll. Damit er es sieht, müssen Sie es zeigen, und das oft deutlich und so, dass er es versteht. Dabei kann die Reflektion folgender Fragen hilfreich sein:

  • Was genau kann ich meinem Partner nicht zeigen?
  • Welche meiner Gefühle, Empfindungen oder Absichten verberge ich vor ihm?

Wenn Sie sich klar über das sind, was Sie gehört und gesehen haben wollen, können Sie die sorgfältige Kommunikation einleiten. Normalerweise sagt eine Frau, die hierzu aufgefordert wird: »Ich habe doch schon alles Mögliche gesagt / gezeigt / versucht, es hat nichts genutzt!« Das stimmt, aber nur insofern, als Sie alles versucht haben, das Ihnen bisher eingefallen ist. Es ist mehr möglich, wenn die Ergebnisse der Reflektion in die Kommunikation einfließen.

Porträitfoto Michael Mary

Michael Mary arbeitet seit über 30 Jahren als Paar- und Individualberater auf Grundlage der von ihm entwickelten Methode der »Erlebten Beratung«. Zu seinen Schwerpunkten gehören Seminare zum Thema Liebe. Michael Mary ist Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Beziehung, Partnerschaft und Persönlichkeitsentwicklung, darunter mehrere Bestseller.

Neu bei GU erschienen ist sein Ratgeber: „Der Beziehungscode – Wie Sie Ihre Partnerschaft verbessern, ohne Ihren Mann zu ändern.“ – auch als eBook erhältlich.