Tabu(thema) Menstruation

Warum die Periode bestimmt kein Grund ist, Rot zu sehen!

Wenn es um den weiblichen Zyklus geht, treibt es vielen Menschen die Schamröte ins Gesicht. Offen darüber sprechen, was fast die Hälfte der Weltbevölkerung hat? Fehlanzeige! Alles, was mit der Menstruation zu tun hat, ist irgendwie ein bisschen peinlich. Doch damit ist jetzt Schluss!

Lange Zeit wurde Frauen eingeredet, die Periode sei etwas Schmutziges. Etwas Ekelhaftes, das versteckt werden muss. Auch heute kommt es noch vor, dass Frauen die Menstruation wie Geheimniskrämerei behandeln, wenn sie zum Beispiel auf der Toilette verschämt im Flüsterton fragen, ob jemand vielleicht ein Tampon für sie hätte. Und Männer? Die wissen häufig erschreckend wenig über das, was im weiblichen Körper eigentlich passiert.

Umdenken ist angesagt!

Seit einigen Jahren kämpfen unter anderem Frauenorganisationen und Künstler dafür, dass mit dem Thema Menstruation endlich entspannter umgegangen wird. Nun haben sich zwei weitere Autorinnen angeschlossen: Eva Wünsch und Luisa Stömer. Ihr Buch „Ebbe & Blut“ ist ein erfrischend ehrliches Werk über den weiblichen Zyklus, über Periode und Psyche, über die Odyssee der Verhütungsmethoden, über Schwangerschaftsabbruch und Menopause.

Die Autorinnen nehmen in

(c) Luisa Stömer / Eva Wünsch

Vom Tabu zum Top-Thema: Das erwartet Sie in „Ebbe & Blut“

Was unsere Autorinnen Ihnen in ihrem Buch erzählen, lassen wir Eva Wünsch und Luisa Stömer an dieser Stelle direkt selbst verraten. Hier ein kleiner Auszug aus dem Vorwort von „Ebbe & Blut“. Lassen Sie Ihre Neugier für dieses Thema neu entfachten, stillen Sie Ihren Wissensdurst, lesen Sie sich schlau und sprechen Sie darüber. Menstruation ist kein Tabuthema, sondern ein Wunder der Natur, dem allerhöchste Aufmerksamkeit gebührt!

„Es ist (…) viel Wissen irgendwie an uns vorbeigerannt. An uns jungen Frauen und an unseren männlichen Alterskollegen. Und fast an allen anderen Älteren oder Jüngeren, mit denen wir über dieses Buch gesprochen haben. Klar, mit 12 Jahren haben wir in der Schule mal an einem Samstag in roten und blauen Pullis Samenzelle und Eizelle gespielt. Das schnellste blaue Spermium war Hanna, und sie hat ein Knoppers bekommen, als sie bei der Eizelle angekommen war. Anschließend gab’s ein Heftchen mit nach Hause. Wir haben über die Bilder von Brüsten gelacht, und ein paar Jahre später haben wir uns in der Englischklausur ganz diskret Tampons unter den Tischen hin und her gereicht. Damals schluckten die meisten unserer Freundinnen die Pille. Das war der Renner, man kriegte nämlich Brüste davon, und die Haut wurde auch super, stand auf der Packung. Heute schlucken die meisten sie immer noch – ist so schön einfach. Wieso man eigentlich aber seine Tage bekommt, obwohl dem Körper vorgegaukelt wird, dass er schwanger ist, um nicht schwanger zu werden, weiß aber auch keiner. Und die Freundin der Nachbarin ist ein Pillenkind. Wieso auch immer. Ja, wir sind so aufgeklärt …

Hier liegt der wahre Grund für dieses Buch begraben. Und bei der Frage eines Freundes, warum wir Mädchen eigentlich pinkeln können, wenn wir doch gerade einen Tampon drinstecken haben. Wieso der Bauch eigentlich wehtut, wenn wir unsere Periode haben, obwohl es sich trotz des Blutes nicht um eine Verletzung handelt. Ob man mit dem Tageblut von einem Monat wohl eine Bierflasche vollkriegen könnte. Und was die Gebärmutter eigentlich macht, wenn sie nicht blutet. Dieses Buch handelt davon, was wirklich passiert. Wieso, wie lange das dauert und was danach passiert. Davon, dass die Eizelle nur für wenige Tage befruchtet werden kann, und das nur einmal im Monat. Dass es sich beim weiblichen Zyklus nicht nur um die Tage des Blutens handelt, sondern um eine intelligente, sehr charmante und hocheffiziente Wahnsinnserfindung des Frauenkörpers. Und die ist es wert, sich damit auszukennen. Quantenphysik in allen Ehren, aber der Eierstock erbringt wundersame Höchstleistungen, die man sich ansehen sollte.

Je länger man sich mit diesem Thema beschäftigt, desto wütender könnte man werden. Über die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte, den Kindern nicht nur Smartwatches und die Postzustellung durch Drohnen zu erklären, sondern den Uterus, aus dem sie kamen. Oder darüber, dass in unserer Gesellschaft dem weiblichen Zyklus absolut kein Raum gegeben wird. Frauen müssen funktionieren, dürfen keine Schwäche zeigen. Nicht zuletzt, um von Männern ernst genommen zu werden. „Die hat mal wieder ihre Tage“ klingt fast schon wie eine Beschimpfung. Frauen sind nun mal nicht jeden Tag gleich: Empfindsamkeit, Stimmung und Empathie verändern sich im Laufe des Zyklus, und das ist völlig normal. Dass die meisten Frauen diese Schwankungen gern mit Medikamenten betäuben bzw. es sogar von ihnen verlangt wird, in Beruf und Alltag, ist wohl eher eine traurige Nebenwirkung dieser schnelllebigen Zeit. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die Periode ist eine nervige Begleiterscheinung und wird wegbetäubt. Aus dem Unterbauch und aus dem Bewusstsein. Das Blut ist eine Randnotiz – und in der Werbung sogar blau.

‚Ebbe & Blut’ setzt sich mit diesen Versäumnissen auseinander und beantwortet Fragen, die wir uns viel zu selten stellen. Wir haben geniale, leistungsfähige und wunderschöne Frauenkörper. Körper, die so individuell wie ihre Bedürfnisse sind und die es in ihrer Vielfalt wert sind, verstanden zu werden. Ein großes Argument, warum wirklich jeder ein Interesse an diesem Thema haben sollte, ist jenes, dass dem Zyklus mit all seinen sonderbaren Auswirkungen, seinen Krämpfen und Stimmungsschwankungen, eine zentrale Genialität zu Grunde liegt – und zwar die der Fruchtbarkeit. Es handelt sich nämlich nicht um ein wiederkehrendes ‚Problem’, sondern um nichts Geringeres als den Ursprung des Lebens.“

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