Tier und Mensch auf Augenhöhe

Spannende Neuigkeiten aus der Verhaltensforschung

Vielleicht bist du selbst Tierhalter oder hast bei Freunden beobachtet, welche Kunststücke einige Haustiere beherrschen und welche Fähigkeiten sie besitzen. Hunde können nicht nur Pfote geben und auf Kommandos gehorchen, sondern spüren, wenn du traurig bist. Delfine geben sich Namen und Wale kommunizieren miteinander – sogar über weite Entfernungen hinweg. Menschen und Tiere sind sich näher als wir bislang geahnt haben.

Affe und Frau sprechen miteinander

Der bekannte Verhaltensforscher und Tierfilmer Dr. Immanuel Birmelin hat in seinem faszinierenden Buch Die geheimnisvolle Nähe von Mensch und Tier die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse und Beobachtungen zusammengefasst. Er zeigt: Emotionen und Gefühle sind nicht exklusiv uns Menschen vorbehalten – sie kommen in der Tierwelt genauso selbstverständlich vor. Damit schließt das Buch die vermeintliche Kluft zwischen den Spezies.

Ist der Mensch nur eine unter vielen Tierarten?

Unser Autor interessiert sich von Kindheit an für das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Aufgewachsen mit dem Chow-Chow Maidi war für ihn im Prinzip schon immer klar: Homo sapiens und Tiere stehen auf einer Stufe. Doch in der Geschichte der Philosophie ist dieses Weltbild alles andere als selbstverständlich. Gefühle und kognitive Fähigkeiten wurden Tieren lange Zeit abgesprochen, der Mensch als Krönung der Schöpfung dargestellt. Diese Haltung nehmen heute immer weniger Menschen ein. Das Tierwohl gewinnt für große Teile der Bevölkerung an Bedeutung, viele entscheiden sich für eine vegetarische oder vegane Lebensweise. Birmelins Buch ist nicht nur für Frauchen und Herrchen und erklärte Tierliebhaber eine interessante Lektüre: Je mehr wir über Sozialverhalten und das Seelenleben der Tierwelt erfahren, desto mehr wird uns klar wie groß die Gemeinsamkeiten sind – und welche Schlussfolgerungen wir daraus ziehen sollten.

„Mich haben mein ganzes Leben lang Tiere fasziniert, und diese Leidenschaft, sie zu verstehen, sie zu lieben und für sie zu kämpfen, ist Teil meines Wesens.“ – Dr. Immanuel Birmelin

Die Konferenz

Menschliches und Tierisches weisen viele identische Bausteine auf, wie der Wissenschaftler anhand neurobiologischer Studien aufzeigt. Diese Botschaft macht Birmelin zum Konzept des Buches: In einer Konferenz lässt er die Tiere selbst zu Wort kommen, Fragen stellen und Antworten geben. Er selbst, als Vertreter der Gattung Homo sapiens, ist nur einer unter den bunt gemischten Teilnehmern der Talkrunde. Zu den weiteren Konferenzgästen zählen: Der sprachbegabte Graupapagei Alex, der Bonobo Kenzi, der die Taubstummensprache beherrscht, die Krähe Betti, eine wahre Intelligenzbestie, das geometrisch begabte Schwein Edeltraut und die Orang-Utan-Dame Nonja. Des weiteren sprechen mit: die aus Stern-TV bekannte Hündin Cora, Kater Harry, ein Mathe-Genie, Oktopus Amadeus, der Buntbarsch Einstein, dessen Name selbstredend ist.

Geistesgrößen und Gefühlsakrobaten

Auf knapp 300 Seiten kommt der Leser immer wieder ins Staunen: Die Tiergeschichten, die oft auch sehr zu Herzen gehen, zeigen zu welch erstaunlichen Leistungen Tiere fähig sind, wie sie kommunizieren, auf welche Weise ihre Gemeinschaften strukturiert sind, wie sie Probleme lösen, aber auch Gefühle verarbeiten. Wusstest du, dass Katzen zählen können und Büffel gemeinsam um Artgenossen trauern?

Ein hormoneller Klebstoff

Prägung und Freundschaft funktionieren in der Tierwelt ähnlich wie unter menschlichen Partnern. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Hormon Oxytocin. Dieses sogenannte Kuschelhormon wird etwa beim Schmusen mit dem Partner oder beim Stillen eines Babys ausgeschüttet. Es macht glücklich und entspannt und sorgt für ein Gefühl von Geborgenheit. Untersuchungen haben gezeigt: Es kommt genauso ins Spiel, wenn du deinen Hund streichelst. Besonders erstaunlich: Nicht nur du profitierst bei so einer Kuschelnummer durch einem Anstieg des Hormonspiegels – der Oxytocin-Wert nimmt auch bei deinem Vierbeiner zu! So einfach können wir also Stress abbauen.

Tiere sind Persönlichkeiten

Orka Spiegelung

Von solchen Erkenntnissen können wir alle lernen: Wir erfahren Wissenswertes über uns und können Konsequenzen in unserem Umgang mit Tieren treffen. Wer sich von Birmelin mitnehmen lässt auf die fantastische Reise in ein Tierreich voller Empfindungen, wird Tiere nicht länger als untergeordnete Wesen betrachten. Tiere – und zwar bei Weitem nicht nur Säugetiere – sind Persönlichkeiten wie du und ich.

Praktisch zum Einprägen: Die Informationen aus den einzelnen Kapiteln sind jeweils in einem „Wissen kompakt“-Teil zusammengefasst. Außerdem verfügt das Buch über ein Register. So kann man unter P wie Penisknochen schnell das passende Kapitel finden. Ach, du wusstest noch nicht, dass es diese anatomische Besonderheit tatsächlich gibt? Welche Tiere etwa einen Penisknochen haben und welchen Zweck dieser in der Evolution erfüllt hat, das alles und viel mehr erfährst du in unserem Buch.

Über unseren Autor

Immanuel Birmelin
© Dr. Immanuel Birmelin

Dr. Immanuel Birmelin ist ein Verhaltensforscher von internationalem Rang und war jahrelang Mitglied der Fachgruppe für Verhaltensforschung der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft. Durch seine wissenschaftliche Arbeit, aber auch durch die Reisen mit seiner Frau Sylvia nach Afrika manifestierte sich seine Überzeugung, dass Homo sapiens nur eine der vielen Lebensformen auf unserer Erde ist.

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